Männchen, Weibchen und L5-Nymphe
Am 28.6.24 habe ich einen Japanischen Schnurbaum aus einer Gruppe von 9 Bäumen im Mauerpark, Berlin-Prenzlauer Berg geschlagen. Der Park wird dominiert von Grill- und Liegewiesen, ist überwiegend sonnenexponiert und trocken, besitzt keine Gewässer und nur kleinere etwas verwilderte und naturnähere Bereiche.
Als ich schließlich einen Ast weit über meinem Kopf geschlagen habe, fand ich eine Nymphe einer Käferzikade, die nicht zur Gattung Issus gehört. Ein näherer Blick auf den geschlagenen Schnurbaum-Ast zeigte, dass dieser mit einem großen Tamarisken-Strauch in Kontakt war, allerdings ein ganzes Stück von dem Punkt, an dem ich geschlagen habe, entfernt, so dass ich davon ausgehe, dass sich die Nymphe zu diesem Zeitpunkt auf dem Schnurbaum befand. Als ich keine weitere Beute an dem Schnurbaum machen konnte, wandte ich mich der Tamariske zu und fand dort 3 weitere Nymphen dieser Käferzikade (sowie eine Nymphe und einige Adulte von Opsius stactogalus, ebenso wie adulte Issus coleoptratus). Ich habe den Strauch einige Male, aber nicht erschöpfend geschlagen, außerdem wächst ein zweiter, etwas kleinerer Strauch daneben, der von mir unberührt geblieben ist.
Ich habe eine Nymphe samt Tamarix-Zweigen zu mir auf den Balkon gebracht, um ihre Entwicklung zu beobachten. Die Nymphen sind kleiner als entsprechende Issus-coleoptratus-Nymphen und der erste Eindruck ist, dass sie weniger weit springen können.
Die 4 Exemplare:
zu den Bebachtungen:
Issidae 1
Issidae 2
Issidae 3
Issidae 4
Tamariske 1
Update 30.6.24
Die Nymphe auf meinem Balkon ist von den Tamariskenzweigen verschwunden... Nun, es sollte kein Problem darstellen, in Kürze adulte Exemplare im Park zu finden.
Erst kürzlich beendet wurde eine "Aufwertung" des Parkbereichs um die Tamarisken, durchgeführt zwischen dieser und der letzten Vegetationsperiode. Während die Tamarisken schon einige Jahre dort stehen dürften (aber noch nie von mir untersucht wurden), wurde neuer Rasen gepflanzt, sowie ein Streifen aus Stauden/Kräutern und teils neuen Gehölzen, nämlich Rosen, Rotbuchen und Juniperus-Kultivare (denke ich, nicht so einfach, die ganzen Zypressengewächse in Parks auseinanderzuhalten).
Es wäre also denkbar, dass die fraglichen Käferzikaden als Eier mit den neuen Gehölzen importiert worden sind, da die Abundanz an den "alten" Tamarisken aber durchaus beachtlich zu scheint, kommt es mir unwahrscheinlich vor, dass sie in so großer Zahl vorhanden und von den neuen Pflanzen übergewandert sein sollten: Nach den 4 Nymphen in recht kurzer Untersuchungszeit, habe ich heute auch schnell eine Nymphe an einem einige Meter entfernt stehendem dritten Tamarix-Busch (Bild oben) gefunden (es war ausgesprochen windig, daher habe ich bald abgebrochen). Zudem würde ich annehmen, dass die nicht allzu exotischen neuen Gehölze aus deutschen Baumschulen stammen, während die Kräuter aus Samen gewachsen sein dürften.
- Nymphe:
zu den Bebachtungen:
Issidae 5
Tamariske 2
Tamariske 3
Update 3.7.24
Heute habe ich die Gehölze und auch Kräuter in der Umgebung der 3 Tamarisken abgesucht und bin schließlich darauf gestoßen, dass der eigentliche Wirt der neuen Käferzikade wahrscheinlich eine Felsenkirsche (Prunus mahaleb) ist, dort ist die Abundanz höher (bei einem Schlag hatte ich mind. 6 Nymphen) und es gibt wohl auch frühere Nymphenstadien. Wenn die Felsenkirsche tatsächlich der einzige echte Wirt ist, ist dann allerdings überraschend, dass die am weitesten (30m) von der Kirsche entfernte Tamariske die größte Abundanz von den Dreien aufzuweisen scheint.
Offenbar hat es diese Käferzikade mit Issus coleoptratus gemein, dass die Nymphen gerne wandern.
Alle Beobachtungen der Käferzikade bisher: https://www.inaturalist.org/observations?place_id=any&q=snnewissid&search_on=tags&verifiable=any
PS: Übrigens habe ich auch eine Prunus avium direkt neben einer der Tamarisken dort geschlagen und daran keine von den Nymphen gefunden, ebensowenig wie an anderen Gehölzen (außer 1 an einem Jap. Schnurbaum - d.h. die Tamarisken sind wohl schon etwas Besonderes für die Zikaden.
Update 8.7.24
Ich habe 2 weitere Gehölze nahe dem Zentrum meiner bisherigen Funde abgesucht, dann erneut eine der Tamarisken und die Felsenkirsche. Soweit ergaben sich keine neuen Erkenntnisse, abgesehen davon, dass es noch zu früh ist für Adulte. Zurück zu dem Jap. Schnurbaum, der in Kontakt mit der Felsenkirsche steht und an dem ich den ersten Fund hatte. Diesmal fand ich gleich einige Nymphen, darunter besonders junge. Angesichts der Möglichkeit, dass es sich doch um den eigentlichen Wirt handeln könnte, schlug ich folglich den am weitesten entfernten der 9 Schnurbäume dort und ein wenig noch einen dritten Baum - mehr erlauben die hohen Äste nicht. Keinerlei Funde, also sind sie wohl raus aus aus dem Rennen, die Käferzikaden scheinen sich nur in der Nähe der Felsenkirsche mit Schnurbäumen abzugeben.
Die Felsenkirsche, zwei von den drei Tamarisken und dazwischen der Japanische Schnurbaum.
Update 9.7.24
Erfolglos eine Felsenkirsche abgesucht, weit entfernt auf dem Flugfeld Tempelhof.
Update 10.7.24
Ich habe erfolglos zwei weitere Felsenkirschen und eine Tamariske gut 2km entfernt vom ursprünglichen Fundort in einem anderen Park abgesucht.
Update 11.7.24
Ich habe im Umkreis von 2km um den ursprünglichen Fundort drei große Jap. Schnurbäume und eine Gruppe von drei erst vor wenigen Monaten gepflanzten Tamarisken erfolglos abgesucht.
Update 13.7.24
Eine Tamariske in Französisch-Buchholz abgesucht.
Update 16.7.24
Im Mauerpark nachgeschaut, ob es schon Adulte gibt. Am Fundort sind 2 Felsenkirschen und 4 Tamarisken. Ich halte aktuell die Felsenkirschen für den eigentlichen Wirt, falls es nur eine Pflanze ist.
Update 25.7.24
Noch keine Adulten.
Update 1.8.24
Keine Adulten, aber die meisten waren jetzt N5.
Update 7.8.24
Immer noch keine Adulten.
Update 16.8.24
Mit dem zweiten Schlag eine Adulte von einer der Felsenkirschen. Aufgrund der Hitze habe ich mich damit für heute zufrieden gegeben.
Das Tier war ausgesprochen handzahm, ganz im Gegensatz zu Isscos, die nach dem Schlagen ihre übliche Gelassenheit verlieren.
Update 22.8.24
Der Großteil der Tiere, dich ich geschlagen habe, war jetzt adult, und entsprechend waren beide Geschlechter vertreten. Die beste Quote hatte ich heute am Jap. Schnurbaum.
Ausgezeichnete Springer. Sie bleiben oft erstmal ruhig nach dem Schlagen und bei der direkten Beobachtung an der Pflanze rennen sie auch lieber davon als zu springen, aber wenn sie erstmal damit anfangen, schießen sie davon.